Literaturland


Andreas Giger

A. ist überall

2004

A. ist überall
Wo die Sicht frei ist,
weit zu schweifen
und zu verweilen
beim Geheimnis der Nähe –
da liegt A.

Wo die Gedanken Raum haben,
in Würde zu reifen,
sich zu vertiefen
und auszubreiten –
da liegt A.

 

Wildnis
Der Bär aus den wilden Wäldern
ist längst weg.
Pferdestärken haben auch hier
schon Räder.

Doch Gülle stinkt noch immer.

Von der Liste der bedrohten Arten
kommt die beruhigende Mitteilung,
der innere Bär
sei noch nicht ausgestorben
und würde in A.
besonders gern gesichtet.

 

Durchbrüche
Wie man
mit zäher Geduld
und ein wenig Hilfe
von der Schwerkraft
durch harte Felswälle
bricht,
lernt man von den
Bächen in A.

Der Durchbruch
zur Pilzkopffrisurenmode
geschah in A.
früher als in
Liverpool.

 

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Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 377–378.

Erstpublikation: Andreas Giger: A. ist überall. Herisau: Appenzeller Verlag, 2004. S. 31, 51, 107.