Literaturland


Peter Morger

Perlen vor die Säue werfen

1980

«In meinem Kopf drin singe ich ganz laut», das Zitat von Urs Widmer hat Peter Morger seinem Erstling Notstrom vorangestellt. Perlen vor die Säue werfen ist eine von sechs Geschichten in diesem Buch.

Hinter den Bergen die Röte des Morgens. Die Vögel tschilpen, tschirpen, tschippeln und zipilieren. Ich gähne, strecke und recke mich, pflücke ein Kleeblatt und esse es. «Die vierblättrigen sind aber süsser», rufe ich und schneide ein saures Gesicht. Ein grüner Geruch ist in der Luft. Ich krieche aus dem Schlafsack, ziehe meine weiss-blau gestreiften Latzhosen an, mein rot-weiss gewürfeltes Hemd, mein Wams aus Büffelleder, die Schiebermütze, die Militärschuhe, das rote Halstuch. «Im Frühtau zu Berge wir ziehn fallera», rufe ich. Ich nehme den Brotteig aus der Verpflegungskiste, knete ihn und zöpfle ihn um einen Ast. Ich gehe zum Bach, wasche Gesicht und Hände, mache das Milchpulver an. Ich schichte Holz zusammen, nehme ein Schwefelzündhölzchen und zünde es an der Schnalle meines Pfadigürtels an. Ich stecke das Holz in Brand, halte den Ast mit dem Brotteig über das Feuer. Der Geruch von Backstuben um fünf Uhr morgens kommt mir in den Sinn, die frischen, lustigen Bäcker mit weissen Mehlgesichtern. Ich esse und trinke wie ein Fürst. Die Sonne scheint jetzt zwischen den Bäumen hindurch. Sapperlott, der Sommer kommt.

Ich wäre der Doktor Eisenbarth auf den Kirchweihen, Sauabstecheten und Hundsverlocheten und meine völlig unwirksamen Selleriepillen, Herzberuhigungsessenzen und Tropfen zur Stärkung der Liebeskraft fänden reissenden Absatz. «Auf Wunsch des tit. Publikums nimmt Medicinicus Eisenbarth aller Arten Operationen vor», würde mein Gehilfe ausrufen, ein buckliges Mensch mit Klumpfüssen und zusammengewachsenen Augenbrauen. «Coupierung von Gliedern, umfängliche Gebiss-Bereinigung, Aderlassen, Klistieren, Ansetzen von Blutegeln. Daselbst allerhand Ratschläge eminent moralischer Natur.» Ich hätte ein blutiges Beil in der Hand, ässe mit meinem Operationsbesteck und würde mich weigern, nach den Operationen die Hände zu waschen. Dem Feuerschlucker gäb ich Feuer, dem Schlangenbeschwörer würde ich eine Luftschlange andrehen und der Dame ohne Unterleib rosa Reizwäsche aus Paris unterjubeln. Ich wär ein exquisiter Tänzer auf dem hohen Seil, das das Leben bedeutet. Gern gesehn in den Salons, wär ich ein durchaus angenehmer Unterhalter und meine artigen Causerien perlten wie Seifenblasen von den wohlgeformten, edel geschwungenen Lippen. An den literarischen Diners berückte ich bereifrockte Damen mit zartrosigen, aus schöner Seele geschöpften Poesien, Damen besten Alters, ausladend gebaut, kokett korsettiert. Die Armen in ihren niedrigen, rauchgeschwärzten Küchen würden mich verehren, und ich liesse mich mit ihnen am rohen, aber reinlichen Tische nieder, um das einfache, aber reichliche Hirsebrei-Mahl mit ihnen einzunehmen.

Ich wische mir die letzten Brotkrumen vom Mund, trete das Feuer aus. Eine Rauchsäule steigt in den blauen Aether, Schäfchenwolken ziehen. Ich packe den Rucksack, werfe ihn über. Ich ziehe tüchtig aus, muss heute noch weit. Ich pfeife. Ein Mäusebussard zieht seine Kreise. Ich nehme meine Kodak-Kamera, klappe den Balg auf, stelle auf unendlich und Blende 32 bei 1/100. Ich nehme den Vogel ins Visier, er stürzt hinunter, auf die Beute, ich drücke ab. «Grandios», rufe ich.

Ich wär Armleuchter und würde in weichen Frauenarmen leuchten, waghalsiger Don Quichote, der an Stierkämpfen rote Tücher schwingt, alternder Casanova, der an seinen Memoiren herumdichtet, Graf, der Ländereien aufs Spiel setzt, Waffenstillstände bricht und mit exakten Schwerthieben k.k. Seidenvorhänge zerteilt. Meine Manifeste wären in auserlesenstem, wohlformuliertestem Deutsch gehalten und meine Erlasse würden von den Herolden in alle Welt hinausgetragen. Ich würde mit einem Morgenstern gegen alte Habsburger kämpfen, allen Pechnasen souverän ausweichen, alle Burggräben überspringen und mit blutigen Fäusten gegen eherne Kerkertüren schlagen. Wie innig und schön wäre mein Leiden. Ich zöge aus gegen die Sarazenen und den Türk. Mit dem alten Villon würde ich durch klösterliche Weinkeller torkeln. «Où sont les neiges d’antan», würden wir singen und unsere Tränen wären von grossartiger Heldenhaftigkeit. Ich wäre Vagant, Hasardeur, Libertin, Magister der Weissen und Schwarzen Magie, Gelehrter der Wissenschaften, Ausführender der Schönen Künste, Einsitzer in den Akademien der Welt, k.k. Hoflieferant für auserlesene Köstlichkeiten, Liebhaber teurer Kurtisanen, Jäger hochadliger Schürzen, Hofdichter, Equilibrist, himmelhoch jauchzender Hofnarr, zu Tode betrübter Bediensteter schwindsüchtiger Prinzessinnen. Wie wären meine Augen umflort.

«Meine Pläne sind nicht unehrgeizig», flüstere ich und lache, «aber ich mach sie alle wahr, alle.» Ich wische mir den Schweiss von der Stirne, nehme einen Schluck Henniez aus der Feldflasche. Noblesse oblige. «Bin ich nicht ein wackrer Bursch, ein Haudegen, ein Schalk. Auf die Berge muss ich, und wenn ich zusammenkrache», rufe ich. Mein Weg führt über einen sanften Hügelzug, droben die Felswände, die Bergdohlen, die Gletscherspalten, drunten die Täler und Agglomerationen. Ich singe ein Schubertlied. Drunten sind die Leute; sie wissen nicht, was Erde, Luft, Feuer und Wasser ist; alle machen und kaufen irgend etwas, aber was.

Ich wär ein Kutschenfahrer, ein Hellseher, allertrickreichster Prestidigitateur. Kommissar Maigret würde mich nicht zu Unrecht der Hochstapelei verdächtigen und meine dunklen Gentleman-Geschäfte wären unter dem grandiosen Firmen-Namen «Swift & Sons» getarnt. Meinen leichten Stock würde ich schwingen, mein Frack wäre schwarz wie die Nacht, meine Manschetten weiss wie die Unschuld eines zarten Mädchens, mein Hemd steifer als der steifste Grog im steifsten aller englischen Tea-Rooms. Ich wär ein Bombenleger, ein politischer Wirrkopf, der sich an Frauenbrüsten ausweint. Ich will «Damned» zischen können mit Tränen in den Augen und mich in mitternächtlichen Bars den Theken lang aalen. Mit einem Glas gespritzten Martinis würde ich in der Hollywood-Schaukel sitzen und Glenn Miller zuhören. Meine Augen wären scharf wie die eines Sperbers, dabei von eminenter Zärtlichkeit. Meine Nase wäre gekrümmt wie die eines Adlers und nicht nur der Colt sässe mir locker. Meine Konversation über die Beschaffenheit dieser unsrer Welt würde von den führenden Kolumnisten wortwörtlich in die Spalten der Weltblätter übertragen. Ich möchte einmal Jack the Ripper hautnah auf den Fersen sein, zwischenhinein mit Grazie gefallene Mädchen retten und den Koryphäen der Heilsarmee und anderer karitativ tätiger Unionen Ratschläge unerhört geistig-gesellschaftlicher Relevanz erteilen, mit weiser Voraussicht notabene, das Wesentliche touchierend, dabei das Menschlich-Allzumenschliche nicht ignorierend, geschweige denn verdammend. Ich hätte nur noch eine Kugel im Lauf, und nur ich wüsste, wem sie gewidmet wäre. Es wäre Mr. Big X. Ich könnte fehlerfrei «Dufte Biene» flüstern. Ich wäre berühmt im ganzen Land, aber vor allem berühmt-berüchtigt. In der Juke-Box könnte ich hören, wie ich «I did it my way» singe. Ich würde bei der Mafia mitmachen. Ich bestellte mir frühzeitig einen Sarg aus feinstem und dabei doch solidestem Eichenholz. Mein Leibwächter wäre an die drei Meter hoch. Er wäre dumm und gutmütig, würde sich an fast animalischen, dabei doch kargen Fleisch-Mahlzeiten erlaben. Seine Kugeln sässen sauber. An Weihnachten wäre ich sentimental; ich würde einen Check ausfüllen für den wohltätigen Frauenverein, der einsamen Nachbarin brächte ich eine Flasche gestohlenen Portweins, und eine Träne würde auf den rauchenden Revolver fallen.

Es ist jetzt fast Mittag, brennend steht die Sonne am Himmel. Vor und hinter mir Touristen, lachend, schnaufend, arbeitend. Sie haben sportliche Hemden, Knickerbockers und rote Wollsocken. Sie erholen sich, weil sich das so gehört in den Ferien. Ich komme zu einem Bergrestaurant; gesunde, braune Gesichter sehen mich an, flinke Serviertöchter balancieren gigantische Tablette. Die Leute sprechen über das heutige Wetter, über das Wetter von gestern, erinnern sich an das Wetter vom letzten Jahr und rätseln über das Wetter von morgen. Sie fluchen über den Föhn. «Eure Sorgen möcht’ ich haben, ist’s erlaubt», rufe ich und setze mich auf einen freien Stuhl. Die Leute glotzen mich an, habe ich zu lange Haare, den bösen Blick oder was. Ich weiss, mein Wams ist reichlich zerfetzt, meine Latzhosen ziemlich dreckig und mein Rucksack viel zu altmodisch. «Ich weiss, ich bin kein Genie, auch wenn ich so aussehe», rufe ich und klopfe auf den Tisch, «aber man hat’s nicht leicht mit solchen Plänen. Für mich gibt’s nur noch die Panik und die Euphorie.» Die Leute murmeln, die Kinder strecken mir die Zunge heraus. Solche Spinner sollte man gar nicht in unsere Berge lassen, sagt jemand. Ich bestelle einen Tee citron.

[…]

Ich wäre ein Hanswurst, ein Pierrot, ein Gaukler, ein vom Pferd gestürzter Springreiter, ein gefallener Husar, ein gestrandeter Pirat. Ich würde durch die Dörfer ziehen, mit hüpfenden Schritten und «Oh du lieber Augustin» singen. Alles wäre hin. Ich hätte einen Bären an der Leine, einen Schimpansen auf der Schulter und meine Spässe wären toll und irrlichternd. Ich würde Grimassen schneiden, tausend an der Zahl, und die dreisten Neckereien fielen Schlag auf Schlag. Ich wäre voll schelmischen Schabernacks und würde den Frauen unter die Röcke greifen wollen, aber es würde nie gelingen. Ohne Federlesens nähme ich mir Dienstmädchen und Bauernmägde sonder Zahl. In allen Dörfern würden mir Söhne und Töchter zuwinken. Die Alimente wären noch nicht erfunden. Ich wäre ein aufstrebender Commis, mit abgewetzten Ellbogen. Ich würde unter dem strengen Blicke des Herrn Prinzipals erschaudern. Dann würde ich an die Börse gehen und mit ernstem Gesicht die Kurse durcheinanderbringen. Die Makler hätten keinen Humor, sie würden fluchen und brüllen. In New York würde man die kantigen, tadellos rasierten Köpfe schütteln und mit der Financial-Times herumfuchteln. Der Dow-Jones-Index fiele in sich zusammen, und die Engländer müssten schon wieder abwerten. Die Prawda schriebe fünf Zeilen davon. Ich würde meine Freunde einladen, die Langschläfer und die Kurzgeschlossenen, die Schwermütigen und die Leichtfertigen, die Hochstapler und die Tiefschürfenden, die Langlebigen und die Kurzweiligen. Ich würde meine Freunde bedienen; ich wäre ein Butler wie man ihn noch nie gesehen hat und nie wieder sehen wird. Ich wäre eine sehr angenehme Erscheinung mit formvollendeten Manieren. Meine Weltgewandtheit würde ich mit den zierlichsten und anmutigsten Bewegungen tarnen; meine Konversation wäre durchaus zuvorkommend und von feiner Zurückhaltung; meine Kapriolen wären dezent, mein Lächeln von zartestem Schmelz. Ich wäre überall und nirgends. Meine Diskretion würde bis weit unter die Gürtellinie reichen. Ich würde einer dicken Akrobatin den Ring am Finger küssen. Dann würde ich ihr noch viel mehr küssen, und sie bedächte mich mit einem erstickenden «Sie Schelm». Ich flüsterte ihr in die haarigen Ohren, dass noch nicht aller Tage Abend sei.

Der Weg wird schmaler und kurviger, verliert sich an Felswänden, Steinblöcken und Abgründen. Ich sinke in Murmeltierlöchern ein, stolpere über Steine, muss mich an dürrem Wurzelwerk festhalten. «Ich bin froh, dass ich Militärschuhe habe, sonst würde ich jeden Halt verlieren», rufe ich. Mein Atem geht schwer, der Rucksack drückt. Ein Mensch kommt mir entgegen, ein uralter Bauer mit einem zottigen weissen Bart und Augen wie glühende Kohlen. Sein Gesicht ist wie vom Blitz gespalten. In der einen Hand hat er eine rostige Sichel und in der andern einen Hasen ohne Kopf. Der Ärmel ist blutverschmiert. Er sieht mich, schrickt zusammen, geht vom Weg ab und stürzt sich das steile Waldbord hinunter. Sofort ergreife ich meine Kamera, nehme den Mann ins Visier, drücke ab. «Ja, bin ich denn der Leibhaftige, der Sensenmann, der Gottseibeiuns», rufe ich. «Die verwunschenen Bergmannli mit ihren blutigen Sensen stürzen die Schluchten hinunter. Tagelang hört man im Tal unten ein Schreien und Toben, und der Fluss fliesst rot. Wenn’s die Sennen mit den Kühen treiben in den lauen Sommernächten, wird ihnen die Haut abgezogen und auf dem Hüttendach ausgebreitet.» Ich höre einen Schrei. Der Wind geht jetzt stärker, die Sonne hat sich hinter schwarzen Wolken versteckt. Ich schleppe mich weiter, an verlassenen Alphütten und ausgetrockneten Brunnen vorbei. Ich stolpere über einen Kuhkadaver. Ich ergreife den schweren, schlaffen Körper, zerre ihn auf eine Anhöhe. Ich lege die Kamera auf einen Felsblock, stelle den Selbstauslöser ein. Ich stelle einen Fuss auf die Tierleiche, rücke mir die Schiebermütze ins Gesicht, streiche mir das Wams aus Büffelleder gerade, nehme eine heroische Pose ein. Die Kamera löst sich aus. «Ich bin doch ein Held», rufe ich, «langsam kann ich auch ohne meine Pläne leben, hier oben im Fels. In der Nacht trägt der Wind die verwunschenen Kuhherden über die Alpwiesen, fegt in den Friedhöfen die Kreuze um, pfeift durch die vergitterten Fenster der Bergkapellen. Er singt. Uuuiwiiiwuuiuiuiuiii, dii Iiswiiber, uuiiwuuii, dii Iiswiiber. Ich werde die toten Kühe zu Tal tragen und auf dem Friedhof die Kreuze gradrücken.» Es beginnt zu regnen, der Sturm fängt an. Ich klettere weiter, stundenlang. Ich stapfe durch den ewigen Schnee, traversiere Gletscher. Den Rucksack habe ich ins Tal hinuntergeworfen, ich habe nur noch die Filmentwicklungskiste. Es ist dunkel geworden. Im Tal drunten sehe ich Lichter. «Die Menschen mit ihrem blöden Strom», rufe ich. «Die Bauern, die ihren Stall angezündet haben, irren nachher tausend Jahre lang durch die nächtlichen Dörfer, brennend wie Fackeln. Die alten Woodoos haben Puppen geformt, Ebenbilder ihrer Feinde. Dann haben sie Nadeln durch die Puppenköpfe gestossen, mit einem teuflischen Schrei starben die Feinde. Mit Knoblauch und gesegneten Hostien vertreibt man Vampire; töten kann man sie, indem man ihnen, wenn sie in den Särgen liegen, einen Ast durchs Herz stösst. Kein Vampir überlebt den Hahnenschrei im Wachzustand. Die Leute, die von der Geistigen Loge als Medium gebraucht werden, bekommen mit roter Tinte geschriebene Briefe, die mit Dolchen an den Haustüren befestigt werden. Wer von Klopfgeistern heimgesucht wird, wird wahnsinnig. An allen Türen klopft und hämmert es im Rhythmus der Totenmärsche.»

Ich bin nass von oben bis unten, schlottere vor Kälte. Ich schleppe mich zu einer überhängenden Felswand. Mein Herz klopft im Hals. Ich nehme den Entwickler, das Fixiersalz und den Bunsenbrenner aus der Filmentwicklungskiste. Ich schmelze eine Gamelle voll Schnee, giesse das Entwicklungspulver hinein. Ich nehme den Film aus der Kamera, werfe ihn in die Gamelle, zähle langsam auf zweihundert. Ich giesse den Entwickler aus, schmelze nochmals Schnee und werfe das Fixiersalz in die Gamelle. Ich zähle langsam auf fünfzig und nehme den entwickelten Film heraus. Blitze zucken am Himmel, der Donner rollt über die Berge. Ich lege die Negative auf die Fotopapiere, belichte mit der Taschenlampe. Ich setze neuen Entwickler an, werfe die Fotopapiere in die Gamelle, schüttle, leere den Entwickler aus, fixiere. «Das sind Bilder meines Lebens», rufe ich. «Der stürzende Mäusebussard, die gehängte Katze, die Steinböcke, der flüchtende Bauer, mein Fuss auf der toten Kuh.» Ich nehme meine Füllfeder und schreibe auf die Rückseite der Kuhfoto: «Getreue, liebe Freunde in aller Welt. Das bin ich, so sehe ich aus. Hier seht ihr mich als Hofjäger des Englischen Königshauses. Ich habe soeben in den Schottischen Wäldern eine kapitale Hirschkuh erlegt. Schöne Grüsse und auf ein Wiedersehen.» Mir wird schwarz vor den Augen, ich lasse die Fotos fallen, ein Windstoss treibt sie ins Tal. Die Filmkiste rutscht den Gletscher hinunter. Ich schleppe mich weiter, auf allen Vieren, mit letzter Kraft. Eine Gletscherspalte öffnet sich, ich verliere jeden Halt. Ich stürze, stürze, stürze. «Der gefrässige Schlund des Gletschers», rufe ich.


Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 569–574.

Erstpublikation: Peter Morger: Notstrom. Geschichten. Bern: Zytglogge, 1980. S. 93–106.