Literaturland
Ernst Nef
Gedichte
Andenken an meinen leiblichen Vater
Mein Vater
der Du bist gestorben
ganz ungeheiligt
Du wirst sicher nicht wiederkommen
wenn es nach Deinem Willen geht
weder hier noch später
Dein täglich Brot hast Du
wie Deine Zuneigung mir nie vorenthalten
aber ich bin Dir einiges schuldig
geblieben die Versuchungen und die ÜbeI
in die Du mich nicht geführt
sind mit Dir trotz Dir und ohne Dich
gekommen und dauern
hoffentlich nicht
in Ewigkeit (Amen!)
Erinnerung
Die Grille im Steinspalt
die Mauer
mit uralten Flechten
ich gehe zurück
drei
Schläge auf Sand
dann
schliess ich den Garten
ich höre sie von Weitem
noch ich
Nimmst, Kätzin
Nimmst deinen Winterpelz
und haust einfach ab, Kätzin
Schleckmaul du
machst mein ganzes Elend
zunichte
Gehst im Rauch
Gehst im Rauch auf
gurgelst im Abfluss
machst Kapriolen
bist mir ein schöner
Luftibus
demnächst weisst du
nähe ich dir
bucklig
meinen Namen ins Hemd
Sampfel und Strupfbuch
Sampfel und Strupfbuch
Rapsel und Rülpser
Nuchser und Klickstiel und
alls asgopfundig wär’ das nicht
eine herrliche Pleisse
zu einem neuen Anfang?!
Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 456–457.
Erstpublikation von Andenken an meinen leiblichen Vater, Erinnerung, Nimmst, Kätzin, Gehst im Rauch: Ernst Nef: Mach die Linsen scharf. Gedichte. Zelg-Wolfhalden/ Zürich: orte-Verlag, 1999 (fund-orte 14). S. 33, 28, 39, 12.
Erstpublikation von Sampfel und Strupfbuch: Ernst Nef: Sei’s drum. Gedichte. Zürich: Nimrod, 2003. S. 123.