Literaturland


Erich Eberle

Innerrhoder Alpsegen

1948

Allabendlich während der Alpzeit ruft der Senn mit dem Ruftrichter nach getaner Arbeit den Alpsegen, bittet Gott und die Heiligen um Schutz und Schirm. Der nachfolgende Text von Pater Erich Eberle, vertont durch Pater Ekkehard Högger, gibt die heute im Alpstein gebräuchliche halb gesprochene, halb gesungene Form wieder. Der Segensbrauch gründet auf ehemals heidnischen und beschwörenden Zaubersprüchen.

Ave Maria
Es walte Gott ond Maria
B’hüets Gott ond erhalts Gott
B’hüets Gott ond öse lieb Herr Jesus Chrischt
Lyb ond Seel, Hab ond Guet, wo of dem Beg omme ischt
B’hüets Gott ond de hälig Sant Moritz ’s ganz Land
ond schick syni Gschpane ommenand
B’hüets Gott ond de hälig Sant Marti
de ’s guet lieb Vech bewahr ond erhalti
B’hüets Gott ond de hälig Sant Antoni
De ’s guet lieb Vech vo Ogföll verschoni
B’hüets Gott ond de hälig Sant Sebaschtia
Dass ösem Vech ke G’söcht ond ke Chranked schade cha
B’hüets Gott ond de hälig Sant Gall
mit ösere liebe Hälige all
B’hüets Gott allsame, seis Fründ oder Fend
ond die lieb Muetter Gottes mit ehrem Chend
Ave Maria
B’hüets Gott vor allem Öbel ond Ofall
alls im Lendli ond öberall
B’hüets Gott ond erhalts Gott ond ’s hälig Chrüz
Gelobt sei Jesus Chrischt i ali ali Ebigkeit. Amen
Ave, Ave, Ave Maria


Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 389.

Erstpublikation: Tonisep Wyss-Meier: Der Betruf im deutschsprachigen und rätoromanischen Raum: Sammlung von Texten und Erläuterungen. Appenzell: Appenzeller Volksfreund, 2007. S. 34.