Literaturland
Werner Lutz
Gedichte
Unermüdlich gegraben
und nur Dunkelheit ans Licht gebracht
Stille kann man auch trinken
und süchtig werden davon
Es kratzt sucht drängt unter der Haut
gibt keine Ruhe und doch wäre die Ruhe
auch ein Ziel
Schlamm Dreck Leben
alles wirft sich plötzlich auf mich
Um wieder Luft zu bekommen
schreibe ich spät im November
ein Sommergedicht
offen und mit freier Sicht
Unverdrossen irren herrlich fluchen
in allen Farben fluchen
In jemand anderem erwachen
und dort die Hoffnung losbinden
Ein Blau mischen das kopfhoch ruft
Linien ziehen
warten bis sie zu atmen anfangen
sich bewegen
und eintauchen ins Gedränge
das sie umgibt
Tiefe Atemzüge pflügen die Äcker
Eine Wegvernarrtheit eine Schuhsohlenseligkeit
Flügelschritte
dem Tag um Tage voraus
Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 64–65.
Erstpublikation: Werner Lutz: Die Mauern sind unterwegs. Gedichte. Zürich: Ammann, 1996. S. 41–43.