Literaturland


Edi Moser

Di aame Seele. E Saag

2007

Wer em Kafriitig geboore ischt, het schints e bsonderigs Vehältnis zo de Aame Seele. Seb sönd die, wo noch em liibliche Tod ondewegs sönd zo Gott. Jo, schogää eren äägne Todestag sölids zom Vooruus wesse. De Genglis-Jocke Benede ischt au em Karfriitig ufd Wölt choo. Emool ischt er bi me Alp-Bsuech i Fählen inne bim Jasse vehocked ond eescht uf de Heeweg, wos scho stockdunkel gsee ischt. De Weg de Stefel ab Richtig Brüeltobel ischt em gwaa gsee wie der ääge Hosesack, ond em Huiomm ischt er zo de Seemtise Alphötte choo. Dei het er vom Foogleweg obenabe Schrett khööt nööche choo, ischt alemaa e groossi Schaa ondewegs gsee. Er ischt vechlopft ond het si schnöll hönder e ticki Wettetanne vetrockt ond gwaated. Die Schrett sönd au all nööche choo ond lüüte woode, ond wo di Vodeschte bim Weg om de Rank choo sönd, ischt de Benede stuudeblääch woode. Z alle vodescht ischt enn glaufe mit me schwatze Kabuzemantel, ond uf der Achsle het er e Määi-Segese trääged. Ond hönder emm ischt em Sturmes-Schrett e beinah endloses Heer vo Manne, Fraue ond Goofe dethee choo, ali mit me tunkle Kabuzemantel. Wie ischt abe de Benede eescht vechlopft, won er im blääche Mooliecht onder all dene frönnte Gsichte au sin Götti Johann, sini Noochpüüri Marödlis Fride ond de riich Vechhendle Dörig eblickt het. Fascht z Tod vechlöpft ischt er abe, won er zmetzt i dem vebeemelige Huffe inne enn gsee het, wo emm sölbe wie us em Gsicht gschnette gleche het. Het em tämmered, as der Omzog nütz andes sei as de Aame-Seele-Zoog, won em sin äägne Tod aazääg. Zetterige ischt er is Grääs ini ghocke, wo de Zoog gege Soll föri zwüsched de Tanne veschwunde ischt. Denn ischt er voosichtig em Seemtisesee vebei ond s Brüeltobel aab ond ischt froh gsee, as er gää niemedem ve-choo ischt. Deheem het scho alls gschlooffe, won er i siini Chammer uni gschleche ischt, aber er het di ganz Nacht ke Aug chöne zue tue. Em Morge hets ghäässe, er mös mit de Chue zom Stier. Oowilig ischt er uf de Weg. Scho ondehalb vo de Brölisaue Cherche ischt em e Fuewech entgege choo, ond wos an em vebei gfahre ischt, het er mit Schrecke möse gsieh, as de Fuemaa emm sölber ufs Hoor gleche het. Er het si wider omdreiht ond gsieht i dem Moment, as de Rosswage schnöller ond schnölle weet, ase schnöll, as er em nööchschte Augeblick het möse en Bach abi krache! Scho het ers khööt abi bregle ond is Bachbett ini tätsche. Ross ond Fuemaa sönd em Wasser inne glege, ond das Fuewech ischt en enzige Trümmehuffe gsee. De Benede het siis Chüeli schtoh loh ond ischt abi gsaust, go luege öb no nebes z rette sei. Abe Ross ond Fuemaa hend ke Mücksli me gmacht, ond wo de Benede em Tote sin Chopf uflopft, gsieht er voll Schrecke is Gsicht, wo usgseh het wie siis ääge Spiegelbild. Denn ischt em in Sinn choo, as em scho meh as eemoll gsäät woode ischt, er gliichi ufs Hoor em Toobeschteche Sebi. Richtig uufgschnuufed het er – offesichtlig het die Todesmöldig di letscht Nacht nüd emm ggolte! Er het denn bsondes innig oms Seele-Heil vo dem aame Verunglückte petted, ond sinne Lebtig het er bi sim Nachtgebett ganz fescht a di Aame Seele tenkt, ond ischt eescht em hööche Alte gschtoobe.


Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 404–405.

Erstpublikation: Edi Moser (Hrsg.): Sagenreich Appenzell. Innerrhoder Sagen in einer Neubearbeitung. Appenzell: Appenzeller Volksfreund, 2007. S. 85–86.