Literaturland
Arthur Steiner
Gedichte
Sturm
Der Sturm schob
einen lächerlichen Mond
ins Geäst.
Im Gras
ängstigten sich
Äpfel.
Der Kirchturm
floh hin und her
zwischen eingewurzelten Toten.
Die Liebe
läuft den Hang
hinauf.
Sie bleibt stehen
ohne Grund.
Es ist die Aussicht
sagt sie.
Die Hügel
die Wälder
das Meer.
Vater
Schön ist mein Vater
wie ein Herbstbaum.
Schade
dass er den Mantel
zu kurz trägt.
So gleicht er einem Jäger
und die Schuhe
erscheinen spitz
wie sein Gesicht.
Mutter
Schön ist meine Mutter
gebeugt und fest
wie der See.
Schade
dass keine Wellen
wachen
und die Schiffe
im Nebel
vergehn.
Vaterschaft
Nur um Karten zu spielen
bist du nicht Vater geworden
und nur um Vorbild zu sein
wirst du es nie werden.
Ein weiches Gefühl sagt an
dass sich niemand
an deine Vorschriften
halten wird
nicht einmal der Regen.
Das Wetter wandert.
Die Wiesen
und Wälder
begreifen keine Flucht.
Schön sind sie
anzuschauen
in der Ebene
und von den Bergen.
Der leichte Wind
hat heute kein Ziel.
Er stellt sich
zu den Tannen.
Die Bäume nachten ein
Ein paar Blätter
beschreiben den Himmel
Die Telefondrähte
sind hier noch nicht
in die Erde verlegt
Mit blossem Auge
siehst du
die Gespräche wandern.
Publiziert in: «Ich wäre überall und nirgends». Appenzeller Anthologie. Literarische Texte seit 1900. Herausgegeben von der Ausserrhodischen Kulturstiftung. Schwellbrunn: Appenzeller Verlag, 2016. S. 43–45.
Erstpublikationen:
Sturm – Arthur Steiner: Schneegrün. Gedichte. Zürich/Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 1979. S. 27; Die Liebe – Arthur Steiner: Die Liebe läuft den Hang hinauf. Gedichte. Zürich: Wolfbach, 2009. S. 39; Vater / Mutter / Vaterschaft – Arthur Steiner: Übergänge. Gedichte. Zürich: Ammann Verlag, 1986. S. 9, 10, 24; Das Wetter wandert / Die Bäume nachten ein – Arthur Steiner: Ausgelassen die Stille. Gedichte. Herisau: Appenzeller Verlag, 2012. Unpag.