Liebe Freundinnen und Freunde der Literatur

Einen ersten Eintrag in einem neuen Blog zu verfassen bedeutet: ich will etwas Neues schaffen, ungewöhnlich sein. Diese Erwartung an mich selbst, schreibend die Welt neu zu erfinden, kann zuweilen bedrücken. So vieles wurde bereits geschrieben, fabuliert, erzählt; so viele Formen gewählt, die Sprache ins Diverseste ausgereizt. Meine Finger werden lahm auf der Tastatur, wenn ich daran denke, und in meinen Kopf legt sich Watte.

Wenn ich schreiben will, mir jedoch kein Stoff zur Verfügung steht, oder wenn ich ganz einfach meine Phantasie, meine Tippfinger anregen möchte, dann plädiere ich für: Recycling. Man nehme einen Text und arbeite sich daran ab – es kann das Lieblingsbuch sein, ein Text, der einen besonders nervt, oder ein zufälliger Bericht aus einer Zeitung. Damit erarbeite man sich ein neues Textgeflechte.

Voilà, ein Beispiel. Ich zerpflückte ein Interview aus einer Zeitschrift, strich Stellen durch, und setzte damit neue Zusammenhänge.

*

Interview

MarS, geboren
ist Schriftsteller, Kolumnist und Drehbuch
bis er als Werbetexter und Creative Director,
bis er fürs Schreiben.
MarS lebt Zürich, sagt: 

“Was stimmen kann, muss
Moral, das Schreiben
Altern erklärt, warumsich selbst”
(amüsiert sich)

Einfach drauflos
ist also nicht so Ihr? 

MarS: Das habe ich einmal
wusste nicht, wohin
kann man als junger.

Autor?

MarS: Bei mir
gestossen, gezogen
stossen.
Ziehen nur, Ende.
Warum erschreckt Sie das?

Wie finden Sie Ihre? 

MarS: Jetzt.
Keinen ersten Satz ohne
(Lacht)
*

Erraten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, woher das Interview stammt?

– Laura Vogt