Was wären wir ohne

Was wären wir ohne

Kürzlich habe ich an einem Werkstattgespräch zur Literaturförderung teilgenommen. Die Idee war es, in einem Plenum, welches sich zusammensetzte aus den verschiedensten AkteurInnen des Literaturbetriebs – also von der Autorin über die Leiterin eines Literaturhauses bis zum Verleger –, einerseits den aktuellen Stand der Literaturförderung in der Ostschweiz zu evaluieren und andererseits auszuloten, wo mehr oder anders gefördert werden könnte. Alles in allem eine durchaus spannende Sache. Und wenn ich von der Literaturförderung spreche, dann schliesst das thematisch auch an meinen letzten Eintrag an. Denn bei der Frage «Wovon leben als Autorin?» gehören auch Förderpreise und Werkbeiträge zur Antwort.

Ich schätze mich glücklich in einem Land als Schreibende tätig zu sein, in welchem Förderpreise, Schreibstipendien und ähnliche Formate, die uns ermöglichen, für eine Weile ohne ökonomischen Druck zu schreiben, so zahlreich vergeben werden. Etwas, was sich auch besonders im Gespräch mit BerufskollegInnen aus Deutschland immer wieder herauskristallisiert. Denn in unserem grossen Nachbarland herrscht, zumindest im Vergleich mit der Schweiz, Ödnis wenn es um ebensolche Förderpreise geht. Diesen Umstand habe ich auch als positiven Aspekt der aktuellen Literaturförderung in der Ostschweiz – Schweiz überhaupt – konstatiert an erwähntem Werkstattgespräch. Interessant zu sehen bzw. zu hören, waren die unterschiedlichen Ansichten der Beteiligten, wo Gelder vermehrt oder überhaupt investiert werden sollen. Oder wo weniger. Und es zeigt sich: die meisten denken eben doch in ihrem Gärtchen. Zugegeben, auch ich musste mich an der Nase nehmen, um grossräumiger zu denken, also auch ausserhalb des Rahmens, der mich als Autorin direkt betrifft. Und doch konnte ich mir eine etwas zynische Frage nicht verkneifen, als ein Herr aus der Verlegerbranche meinte, die Literaturförderung müsse vor allem den Verlagen mehr Geld geben. Ob in diesem Falle, wenn die Verlage also mehr Geld erhalten, wir AutorInnen folglich mehr Tantiemen erhalten würden, fragte ich ihn. Besagter Herr grinste etwas verlegen, ansonsten ignorierte er aber meine Frage. Tatsache ist nun mal, von den Tantiemen eines Buches lebt kaum jemand. Und so sage ich ab und an mit einem Augenzwinkern zu Menschen, die erwähnen, dass sie mein Buch kaufen wollen, dass sie mir einfach einen Fünfliber geben können, weil ich so mehr verdiene.

Es braucht die Autorenförderung. Es braucht die Literaturförderung. In seinen verschiedensten Aspekten. Das geht von Förderpreisen und Werkbeiträgen über Zuschüsse für Festivals und andere Leseveranstaltungen bis zur Unterstützung der Verlage. Ganz wichtig aber noch etwas unterschätzt ist die Verwendung von Fördergeldern für die Literaturvermittlung. Denn ohne Leserinnen und Leser können alle anderen eh einpacken.

Es gibt Luft nach oben, was die Art der Literaturförderung anbelangt, das hat dieses Werkstattgespräch gezeigt. Ebenso klar wurde aber auch der Umstand, dass wir bereits jetzt eine gute und breite Förderung der (Ost-)Schweizer Literaturlandschaft haben. Das ist eine schöne Tatsache. Und dafür sage ich Danke.

– Rebecca C. Schnyder